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Besprechung CD

Handel's Chandos Anthems No 6 & No 10

Tears Are My Daily Food

Etcetera KTC 1858

1 CD • 55min • 2024

16.12.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Seit 1712 residierte Georg Friedrich Händel in London: Im dortigen Musikleben war er schon vorher ein Begriff und hochwillkommen; noch dazu kam er seinem deutschen Arbeitge­ber – Kurfürst Georg von Hannover, der zu Recht voraussah, in Kürze Erbe des britischen Throns zu werden – als unverdächtiger Beobachter der dortigenVerhältnisse höchst gelegen. 1709 war Händel von Venedig aus an den Hof von Hannover engagiert worden; und dem Kurfürs­ten kam sein in guter deutscher Tradition ausgebildeter und mit allen italienischen Wassern ge­waschener Kapellmeister wie gerufen, als neutraler Beobachter die Weltstadt London im Voraus un­ter die Lupe zu nehmen, bevor er sich selbst ihr angesichts seines für dortige Verhältnisse be­scheidenen deutschen fürstlichen Hintergrunds als Monarch präsentieren würde. In der Hofmu­sik des seit 1714 regierenden König Georgs I. nahm Händel also eine wichtige Rolle ein: Alle po­pulären Erzählungen, die sich um die angeblich wiedererrungene Gnade des Königs für seinen nach London entflohenen Hofmusiker Händel ranken, der dem König eine unvorhergesehene Aufführung der Wassermusik präsentierte, um erneut seine Gnade zu erlangen, dürfen nach heu­tigem Forschungsstand als dem Reich der Legende angehörig betrachtet werden.

Fruchtbare Beziehung

Henry James Bridges, der 9. Baron von Chandos und selbst hochmusikalisch, versah Hän­del in den Jahren 1717-1718 mit Kompositionsaufträgen für seinem Sitz Cannons, noch bevor er 1719 zum Herzog von Chandos erhoben wurde. Zwischen dem Musiker und dem Angehörigen des britischen Hochadels bestand also eine fruchtbare mäzenatische Verbindung, welche die Etablie­rung Händels im englischen Musikleben entschieden förderte. Händels Kompositionen, die als Chandos Anthems in die Musikgeschichte eingegangen sind, entstanden für die Sonntagsgot­tesdienste von Henry James Bridges und wurden von der fürstlichen Hoheit selbst als „sehr edel“ (very noble) bezeichnet.

Schlanke Besetzung

Für die Ausführung der beiden Anthems haben sich Beniamino Paganini und Nele Vertommen für eine kleine Besetzung entschieden, was für Händels Musik nicht so charakteristisch ist wie für jene vieler seiner Zeitgenossen – in diesen Werken aber durch ihre Bestimmung für Privatgottes­dienste eines Adligen durchaus angemessen erscheint. Zwischen den beiden Anthems bie­tet das Oboenkonzert B-Dur HWV 302a einen willkommenen instrumentalen Einschub.

Der Impetus einer „originalen“ Aufführung geht allerdings weiter – bis zur Rekonstruktion einer händelzeitlichen Aussprache, die im Unterschied zur heutigen ”received pronunciation“ des Bri­tischen Englisch beispielsweise das „r“ am Ende einer Silbe deutlich ausspricht. Sie wird im Bei­heft in einem – freilich nur englischsprachigen – Beitrag erläutert, der das Verständnis für den Horizont der Interpreten vertieft.

Die musikalische Darstellung dieser im Vergleich mit Händels geistlichem Œuvre an Oratorien kammermusikalisch gehaltenen Werke ist höchst einfühlsam, überaus sorgfältig und lässt heutige Zuhörer absolut nachempfinden, was Henry James Bridges mit “very noble” ausdrücken woll­te.

Detmar Huchting [16.12.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Friedrich Händel
1Chandos Anthem Nr. 10 (The Lord is my light) 00:26:51
12Konzert B-Dur HWV 302a für Oboe, Streicher und B.c. 00:08:13
16Chandos Anthem Nr. 6 HWV 251a (As pants the hart for cooling streams) 00:19:41

Interpreten der Einspielung

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