Frédéric Chopin Autour des Ballades
Editions Hortus 118
1 CD • 76min • 2013
04.06.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der japanische Pianist Kotaro Fukuma gehört zu jenen Musikern aus dem fernen Osten, die in Europa ihre Ausbildungsphase – in diesem Fall in Paris, Berlin, Como – durchlaufen haben. Der inzwischen 33jährige Künstler aus Tokio verkündet freilich dezidiert, dass Frédéric Chopin der „erste Lieblingskomponist meiner Kindheit“ gewesen sei. Und so widmet er seinem Idol jetzt eine ganze CD. Und verfolgt dabei einen Hintergedanken: so wie die vier Balladen – als Ausnahmen in Chopins Schaffen – auf außermusikalischen Anregungen beruhen, konkret in Anlehnung an Dichtungen des polnischen Nationalpoeten Adam Mickiewicz entstanden sind, möchte er mit seinem Programm gewissermaßen narrativ vorgehen. Das heisst, eine Geschichte erzählen – die Geschichte der Klaviermusik Chopins, die Geschichte nicht zuletzt einer stilistischen wie künstlerischen Entwicklung. Also (mit Ausnahme der beiden letzten Stücke quasi also Zugaben) in chronologischer Abfolge, zwischen die vier Balladen sind ausgewählte kürzere Piècen (Nocturnes, eine Etüde, ein Walzer, Fantaisie-Impromptu op. 66) geschoben.
Allerdings unterläuft Kotaro Fukuma wiederholt den erzählerischen Gestus, indem er die (vor allem dynamischen) Kontraste sehr resolut, ja eine Spur allzu heftig herausmeisselt. So dass zwischen den poetischen Abschnitten und den kraftvollen Aufbrüchen das „Zwischenterrain“ beschränkt bleibt. Er zieht die brüske Konfrontation dem bedachten Ineinandergreifen vor, er liebt es, stürmisch loszupreschen und Chopin beinahe in Liszt-Nähe zu rücken. Ähnliches zeigt sich bereits im Eröffnungsstück, das Andante spianato fliesst sanft dahin, die anschliessende Grande Polonaise brillante (in der heute meist üblichen Fassung ohne Orchesterbegleitung) donnert impetuos daher.
Im CD-Booklet berichtet Kotaro Fukuma vom seinerzeitigen Erdbeben in der japanischen Heimat und wie er seiner Erschütterung mit Benefizkonzerten zu begegnen suchte. In diesem „Gefühl der Trauer“ spielten die 4. Ballade f-Moll op. 52 und das c-Moll-Nocturne op. 48 Nr. 1 eine zentrale Rolle. Sie sind denn auch kaum zufällig die Schlüsselwerke dieser Chopin-CD – in ihnen gelingt es dem Pianisten am überzeugendsten, die verschiedenen Schichten der tönenden Chopin-Erzählung zu einer schlüssigen Struktur zu verbinden. Ohne dabei seine virtuose Fingertechnik, die er bravourös beherrscht, unter den Scheffel zu stellen und sie in einen weitergespannten konzeptionellen Strang einzufügen.
Mario Gerteis † [04.06.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Frédéric Chopin | ||
1 | Andante spianato et Grande Polonaise brillante Es-Dur op. 22 | 00:14:04 |
2 | Impromptu Nr. 4 cis-Moll op. 66 (Fantaisie-Impromptu) | 00:04:56 |
3 | Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23 – Largo - Moderato | 00:09:36 |
4 | Valse a-Moll op. 34 Nr. 2 | 00:06:04 |
5 | Ballade Nr. 2 F-Dur op. 38 | 00:07:47 |
6 | Ballade Nr. 3 As-Dur op. 47 | 00:07:23 |
7 | Nocturne Nr. 13 c-Moll op. 48 Nr. 1 | 00:06:05 |
8 | Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52 Nr. 4 | 00:11:28 |
9 | Nocturne F-Dur op. 15 Nr. 1 | 00:04:08 |
10 | Etüde E-Dur op. 10 Nr. 3 | 00:04:23 |
Interpreten der Einspielung
- Kotaro Fukuma (Klavier)