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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Franz Schubert

Piano Music
Elisabeth Leonskaja

MDG 943 1194-6

1 CD/SACD stereo/surround • 80min • 2003

22.02.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Das Schubert-Spiel von Elisabeth Leonskaja zu rühmen hieße scharenweise Eulen nach Athen zu tragen, hat sie sich doch lebenslang damit auseinandergesetzt und alle Schubert-Sonaten eingespielt. „Klaviermusik“ heißt diese Zusammenstellung von oft und weniger oft gespielten Werken Schuberts. Viele Interpreten versuchen, das einsam-tragische Leben Schuberts in seiner Musik wiederzufinden, betonen die seelische Zerrissenheit, den Weltschmerz. Elisabeth Leonskaja gibt hier Schuberts Musik die Würde, die sie verdient, sucht den Wohlklang, die melodiöse Erfindungskraft und deren motivische Verarbeitung.

Entfaltung des typisch Schubert’schen Klangzaubers

Auch wenn für Werner Oehlmann der „heitere, sonnige Charakter, der durch keinen tragischen Schatten getrübt wird“, die A-Dur-Sonate D 664 prägt – Elisabeth Leonskaja findet den leis huschenden tragischen Schatten heraus, der immer mitläuft. Mit phantastisch weichem Klang arbeitet sie die „Ausbreitung des A-Dur-Klangs“ als das eigentliche Thema des Satzes heraus, wie Andreas Krause es im Schubert-Handbuch beschreibt. Auch wenn die Oktavenläufe bedrohlich gehämmert sind, steht doch im Vordergrund die Entfaltung des typisch Schubert’schen Klangzaubers. Die Reprise spielt Leonskaja etwas leiser, müder, gleichsam erschöpfter von der Reise, die das Thema durch die Durchführung führt, die Coda klingt dann etwas resigniert wie ein letztes Aussingen.

Das Andante gestaltet die Pianistin mit einem leuchtenden Piano, das das leise feierliche Pathos dieses Satzes trägt, sie lotet, ja kostet sowohl die eigentlich schlichte Akkordlichkeit aus, vor allem die Wehmut der Sept-Akkorde, aber auch insgesamt die schwingende und immer wieder zwischen Dur und Moll schwankende Melodik. Glitzernd und flüssig geht’s im Finalsatz zu, wo die Pianistin dem Sich-selig-Wiegen manchmal bedeutsame Wucht verleiht.

Zwingend und bezwingend

Musikalisches Gewicht und Würde gibt Elisabeth Leonskaja den übrigen Stücken weit über deren mögliche Bedeutung als „Gelegenheitsmusik“ hinaus, weit über die oft als „Seufzer des Abschiedsschmerzes“ benannten Motive im Mittelteil des c-Moll-Allegrettos D 915 hinaus, immer findet sie eine musikalisch zwingende und damit interpretatorisch bezwingende Gestaltung. Schön, wie sie im E-Dur-Adagio D 612 die Melodie zerstäubt in funkelnde Verzierungen, glitzernde Passagen und leicht vorüberhuschende Harmonieveränderungen.

Die im Thema schon angelegte Gehetztheit im Allegro assai der drei Klavierstücke D 946 reizt Leonskaja nicht bis zur Dämonie aus, bleibt nobel und legt viel zehrende Sehnsucht in die akkordreiche Melodie des Mittelteils, das C-Dur-Allegro beginnt sie fast neckisch, als wollte Schubert Beethovens Vorliebe für harsche Synkopen karikieren.

Es spielt aber auch der Raum mit, die Fürstliche Reitbahn Bad Arolsen, und es spielt der Klang des Steinway-Flügels mit – alles harmonisch und sich ergänzend und steigernd eingefangen: Natürlichkeit des Klangs ist hier Trumpf.

Rainer W. Janka [22.02.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Klavierstück es-Moll D 946 Nr. 1 (op. post.) 00:14:24
2Klavierstück Es-Dur D 946 Nr. 2 (op. post.) 00:12:45
3Klavierstück C-Dur D 946 Nr. 3 (op. post.) 00:04:55
4Klaviersonate Nr. 13 A-Dur D 664 op. posth. 120 00:25:58
7Scherzo B-Dur D 593/1 00:05:03
8Scherzo Des-Dur D 593/2 00:05:20
9Allegretto c-Moll D 915 00:06:18
10Adagio E-Dur D 612 00:04:51

Interpreten der Einspielung

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