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Strauss RICHARD Wagner

Daniel Behle

Prospero Classical PROSP0072

1 CD • 56min • 2022

29.03.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Er steht in den Startlöchern als der neue Wagner-Tenor. Noch ordnet man den vielseitigen Daniel Behle, der auch als Komponist hervorgetreten ist, dem lyrischen Fach zu und Richard Wagner spielte in seinem Repertoire bislang nur eine marginale Rolle. In bester Erinnerung ist immer noch sein David in Barry Koskys Bayreuther Festspielinszenierung der Meistersinger von Nürnberg, in Stuttgart hat er bereits Lohengrin gesungen, aber jetzt macht er ernst und zeigt, was in Zukunft im jugendlich-dramatischen, gar heldischen Fach von ihm noch zu erwarten ist. Die im fernen Istanbul aufgenommene CD mit dem magischen Titel RICHARD (in Großbuchstaben) verbindet drei der anspruchsvollsten Partien Wagners mit sechs Klavierliedern von Richard Strauss, die hier in ihren Orchester-Versionen gegeben werden.

Exemplarisch gestaltet

Gemeinsam ist den drei Opernszenen, die man nicht als Arien bezeichnen kann – den Erzählungen Lohengrins und Tannhäusers sowie dem Preislied Walther von Stolzings –, dass sie jeweils am Ende der Oper stehen und den Sänger nach zweieinhalb strapaziösen Akten gerade dort, wo ihm unverbrauchte Frische abverlangt wird, häufig am Ende seiner Kräfte vorführen. Behle hatte da, wo diese glanzvollen Höhepunkte unter Studio-Bedingungen isoliert aufgenommen wurden, bessere Bedingungen als die Kollegen auf der Bühne. Das muss man der Fairness halber erwähnen, bevor man ihn zuungunsten der anderen auf den Schild hebt. Was er als Sänger und als Interpret in diesen drei Ausschnitten leistet, ist allerdings wirklich außergewöhnlich. Wie sich die Plastizität der gesungenen Texte mit einem belcantesken Legato verbindet, nötigt höchste Bewunderung ab. Vor allem die Romerzählung Tannhäusers erleben wir hier in einer exemplarischen Gestaltung. Freilich, und das gilt für die beiden anderen Gesänge ebenso, versteht sich Behle in erster Linie als Erzähler, der mit demonstrativer Geste vorführt, was in Text und Noten steht. Das Existenzielle der jeweiligen Situationen kann ohne den Kontext des gesamten Stücks kaum vermittelt werden.

Schwelgerischer Strauss

Eingebettet sind die Wagner-Szenen in sechs Strauss-Lieder, die Behle zum Teil schon früher in ihren ursprünglichen Klavierfassungen aufgenommen hat. Es liegt im Charakter der Konfrontation beider Richarde, dass bei dieser Gelegenheit das Dramatische, das Opernhafte der Lieder in den Vordergrund gerückt wird. Nicht alle Orchester-Arrangements stammen von Strauss selbst, das Ständchen wurde von Felix Mottl, die Heimliche Aufforderung von Robert Heger instrumentiert. Was sie an Klangpracht gewinnen, verlieren diese Lieder für mich an Leichtigkeit und Charme. Aber das ist sicher Geschmackssache. Interessant ist der Einsatz eines türkischen Orchesters bei diesen beiden „urdeutschen“ Komponisten. Als „wunderbar weich und formbar“ lobt der Dirigent Thomas Rösner die Musiker, und in der Tat treffen sie das romantische und spätromantische deutsche Idiom der Musik sehr gut, weshalb es angemessen war, ihnen neben der Begleitung der Lieder und Arien auch zwei prominente Solo-Stücke anzuvertrauen. Neben der festlichen Meistersinger-Ouvertüre das weit weniger bekannte Sinfonische Zwischenspiel Nr. 2 aus dem Intermezzo von Strauss, dessen Untertitel „Träumerei am Kamin“ ich hier allerdings in „Schwelgerei am Kamin“ umbenennen würde.

Ekkehard Pluta [29.03.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Daniel Behle (Tenor)
• Borusan Istanbul Philharmonic Orchestra (Orchester)
• Thomas Rösner (Dirigent)