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Besprechung CD

Alt-Wien

Piano Works by Mozart • Czerny • Martines • Beethoven • Strauss • Grünfeld • Brahms • Gulda
Catherine Gordeladze

hänssler CLASSIC HC24050

1 CD • 73min • 2025

21.12.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Das Programm, das die deutsch-georgische Pianistin Catherine Gordeladze, die in Frankfurt und Zürich lehrt, auf ihrer neuesten CD präsentiert, irritiert zunächst: Der Titel „Alt-Wien“ suggeriert Musik von Joseph Lanner und/oder Johann Strauss Vater – aber weit gefehlt. Man schaut man sich die Komponisten an und liest, neben Mozart, Beethoven, Brahms auch Alfred Grünfeld und Percy Grainger. Dann liest man das von der Pianistin verfasste Vorwort, in dem sie erklärt, es handle sich um „eine sehr persönlich gefärbte Auswahl der Komponisten, die das damalige kulturelle Zentrum Wien als Wohnsitz und Zentrum ihres musikalischen Schaffens wählten.“ Dann liest man das Programm noch genauer und stellt fest: Es sind (fast) nur Bearbeitungen oder Variationen von Komponisten, die in Wien gelebt haben und Komponisten, die Werke von anderen in Wien gelebt habenden Komponisten bearbeiten. Und dann entdeckt man doch zwischendurch zwei Originalwerke, die allerdings von Mozart oder Beethoven weit entfernt sind: Verwirrung allenthalben. Und dann hört man rein – und stellt fest: Da befasst sich eine hervorragende Pianistin mit Klavierkleinwerken.

Jeder Ton sprüht Funken

Das tut sie technisch perfekt und immer glanzvoll, als würde jeder gespielte Ton Funken sprühen. Damit adelt sie auch die Kleinwerke. Mit energiegeladenem und feurigem Schwung, impulsiven und explosiven Trillern und wuchtigen Bässen monumentalisiert sie fast Mozarts Zehn Variationen KV 455, hebt die Mozart-Nähe einiger der Zehn Variationen WoO 73 von Beethoven hervor und betont darin die Doppelschlag-Motive und Staccato-Effekte. Die Rosenkavalier-Fantasie Ramble on the love-duet von Percy Grainger hüllt sie in einen wahren impressionistischen Klangrausch, der ein ganzes Orchester imitieren möchte. Die Konzertparaphrase über Johann Strauß‘ Walzermotive Soirée de Vienne von Alfred Grünfeld rauscht allerdings etwas leer, genauso wie die Figaro-Fantasie von Carl Czerny.

Interessante Novität

Etwas willkürlich ausgewählt (von der Pianistin als „stilistisches Kontrastprogramm, sozusagen als Zugabe“ annonciert) wirken die beiden Stücke aus Play Piano von Friedrich Gulda. Eine interessante Novität ist die G-Dur-Klaviersonate von Marianna Martines (1744-1812): Sie ist eine in der Mozart-Musikwelt durchaus anerkannte Musikerin, die einen eigenen musikalischen Salon führte und über die Johann Ferdinand Ritter von Schönfeld in seinem „Jahrbuch der Tonkunst von Wien und Prag 1796“ urteilt, sie sei „in jedem Betrachte eine große Stütze der Tonkunst“. Immerhin wurde sie von der Kaiserin Maria Theresia dafür geadelt. Geistsprühend, brillant und im zweiten Satz chromatisch einfallsreich ist diese Sonate, im Stil von Joseph Haydn, der sie auch unterrichtet hatte. Catherine Gordeladze spielt diese Musik ebenso geistsprühend wie brillant. Der hr-Sendesaal Frankfurt zeigt sich als raumklangschöner Aufnahmesaal, der die Klavier-Musik durch hervorragende Akustik unterstützt.

Rainer W. Janka [21.12.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wolfgang Amadeus Mozart
1Zehn Variationen über "Unser dummer Pöbel meint" von Christoph Willibald Gluck G-Dur KV 455 00:13:24
Carl Czerny
2Fantasie brillante über Themen aus Mozart's Oper Figaro op. 493 00:12:05
Marianne Martines
3Sonate G-Dur 00:10:02
Ludwig van Beethoven
6Zehn Variationen über ein Thema von Salieri WoO 73 00:09:14
Percy Grainger
7Ramble (Streifzug, über das letzte Liebesduett in Richard Strauss' Oper "Der Rosenkavalier", 1927) 00:07:41
Alfred Grünfeld
8Soirée de Vienne op. 56 (Konzertparaphrase über Walzermotive von Johann Strauß) 00:06:52
Johannes Brahms/György Cziffra
9Ungarischer Tanz Nr. 5 fis-Moll 00:03:25
10Ungarischer Tanz Nr. 6 Des-Dur 00:04:31
Friedrich Gulda
11Play Piano Play Nr. 5 (Moderato - poco mosso) 00:02:55
12Play Piano Play Nr. 6 (Toccata - presto possibile) 00:02:07

Interpreten der Einspielung

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