Pleyel und seine Zeitgenossen
Werke für zwei Klaviere von Pleyel, Rossini, Chopin, Liszt, Mendelssohn Bartholdy, Herz, Moscheles, Thalberg
Hungaroton HCD 31930
1 CD • 74min • 1999
01.09.2000
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Auf den ersten Blick ist es verwunderlich, daß sich Idee und technische Entwicklung des sogenannten "Pleyel Double Grand Piano" in der Konzert- und Aufführungspraxis engagierter Klavierduoformationen nicht durchsetzen konnte. Dieser seit Anfang des 19. Jahrhunderts bei Pleyel gebaute Doppelflügel – gewissermaßen ein siamesisches Zwillingsklavier – wurde jedoch lediglich in einer Stückzahl von 50 Exemplaren gefertigt, von denen die meisten in den Wirren der beiden Weltkriege zerstört wurden oder verloren gingen. Ein paar sind übrig geblieben – so auch jenes knapp 100 Jahre alte Prunkstück von Elizabeth Bicker, auf dem das junge ungarische Duo Monika Egri und Attila Pertis für Hungaroton eine eigene Pleyel Double Grand-Serie in Angriff nimmt. Im Beiheft versichern die beiden, von der Konstruktion des Instruments und von den daraus abzuleitenden künstlerischen Möglichkeiten fasziniert zu sein. Und tatsächlich meint man beim Hören, diese Begeisterung habe sich in ihrem Spiel im Sinne von Lebendigkeit und mutigen Augenblicksentscheidungen ganz wesentlich niedergeschlagen. Zumindest wage ich dies zu sagen, wenn ich die mir bisher bekannten Aufnahmen von Egri-Pertis zum Vergleich heranziehe.
Natürlich fühlen sich zwei Spieler an solch einem Janusköpfigen Flügel noch enger miteinander verbunden, erleben je eigene klangliche Maßnahmen in deckungsgleicher Fusion mit jenen des Gegenübers. Und der hier verwendete Pleyel klingt nicht nur voll und aromatisch, sondern nervig in den Spitzen und mitteilungsfreudig in allen Belangen. Attraktiv ist diese Start-CD auch im Bereich der Repertoirewahl! Bis auf die Titel von Liszt und Mendelssohn Bartholdy handelt es sich – wenn sich Produzenten und der unterfertigende Rezensent nicht irren – um Ersteinspielungen. Und keinesfalls um solche, die lediglich den Statistiker erfreuen und den Katalog erweitern. Unter den Raritäten sind stramme Soldatentöne von Moscheles und Rossini (ein kämpferisches Stücklein für den Opernliebhaber Sultan Abdul-Medjid Khan!), eine herz- und ohrenerfrischende Klavierfunkelei aus dem Opernfach (Meyerbeer/ Thalberg) und zwei Chopin-Tänze in so gut wie unbekannten Versionen für zwei Klaviere (jene der Tarantella soll sogar von Chopin eigens verfaßt worden sein!).
Auf dem Foto der Beiheftrückseite hält Atilla Pertis seine Partnerin Monika Egri so fest umschlungen wie die beiden Pleyels im hölzernen Rahmen einander nach handwerklichen Regeln kunstförderlicher Unzertrennlichkeit. Man darf gespannt sein, was aus diesen Verbindungen in Zukunft noch via CD herauskommen wird.
Peter Cossé † [01.09.2000]
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Komponisten und Werke der Einspielung
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