Trauer um Alfred Brendel
Der Pianist war einer der ganz Großen seines Fachs

Am Morgen des 17. Juni ist Alfred Brendel im Alter von 94 Jahren in seinem Haus in London gestorben. Der Künstler, der besonders für seine Mozart-, Beethoven-, Brahms-, Schumann- und Schubert-Interpretationen gefeiert wurde, gehörte zu den ganz Großen seines Fachs. Sein Studium in Komposition, Dirigieren und Klavier – zunächst in Zagreb – schloss er bei Edwin Fischer in Graz ab, wo er 1948 debütierte. Seit Studientagen beschäftigt er sich fast ebenso intensiv mit Malerei, Komposition und Literatur. Er hat als erster das Klavierwerk Beethovens in seiner Gesamtheit aufgenommen und war an der „Einbürgerung“ der Schubert-Sonaten ins Konzertrepertoire ebenso maßgeblich beteiligt wie an der Rehabilitation der Klavierwerke Liszts. Seit 1974 lebte Brendel in London, wo er zeitweise auch unterrichtet hat. Für seine Interpretationen im Konzertsaal und auf Tonträgern ist er vielfach ausgezeichnet worden.
Vielseitig interessiert und geistig aktiv
Vor Ende 2008 beendete Alfred Brendel seine aktive Konzerttätigkeit. In den letzten Jahren gehörten die Sonaten von Haydn, Mozart und Schubert zu seinem Repertoire in Konzerten und Aufnahmen. Auch als Schriftsteller ist Alfred Brendel mit musikalischen Essays und mehreren Gedichtbänden hervorgetreten. Er veröffentlichte auch mehrere Bücher, "Thoughts and Afterthoughts", London 1976, deutsch "Nachdenken über Musik", München 1978; ein Buch mit Gesprächen „Ausgerechnet ich“ sowie seine gesammelten Essays und Reden unter dem Titel „Über Musik“. Alfred Brendel war Ehrendoktor u.a. der Universitäten von London, Oxford und Yale sowie der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, so unter anderem im Jahre 2002 den Leonie-Sonning-Preis, 2004 den Ernst von Siemens-Musikpreis für sein Lebenswerk und 2009 den „Praemium Imperiale“ in Tokio.