Ai Weiweis Inzenierung von Puccinis "Turandot"
Film von Maxim Derevianko

Der chinesische Konzeptkünstler, Bildhauer, Kurator, Menschenrechtler und Dissident Ai Weiwei gehört zu den bekanntesten Gegenwartskünstlern. Von 1982-1993 lebte er als Konzeptkünstler in New York City und wurde einmal als Komparse für Puccinis Oper Turandot in der MET gecastet – eine Oper, die bekanntlich in China spielt und mit der er nun viele Jahre später sein Regiedebüt an der Oper Rom gab. Die Anfrage der Oper Rom kam überraschend, denn Ai Weiwei hatte sich bis dahin mit dem Genre Oper noch nie befaßt und war der Ansicht, dass er keinen Zugang zu diesem Metier finden würde. Das Leitungsteam der Oper Rom konnte den Künstler jedoch umstimmen und so kam es zu dieser denkwürdigen Zusammenarbeit.
Zwangspause genutzt
Die Zwangspause während der Covidpandemie erlaubte es dem Regisseur Maxim Derevianko, die Arbeit an der Entstehung der Inszenierung in seinem Film zu dokumentieren. „Alles ist Kunst. Alles ist Politik“, lautet das Grundprinzip von Ai Weiwei und es findet sich auch in seiner bildgewaltigen Inszenierung von Puccinis Turandot wieder, die als Film-Doku am 16. Oktober 2025 in die deutschen Kinos kommt. Der Entstehungsprozess der Neuinszenierung und die Art und Weise wie Ai Weiwei und das Team der Oper Rom sie vor den Augen des Publikums entstehen lassen, sowie die Arbeit an Bühne, Kostümen, Choreographie, Gesang, Bewegung, Kulisse, zeigt die vielen handwerklichen und künstlerischen Schritte und Entscheidungen, die nötig sind, damit Puccinis unvollendetes Meisterwerk auf der Bühne zum Leben erweckt wird. In Rückblenden erfährt man viel über wichtige Ereignisse in Ai Weiweis Leben, inbesondere auf seinen Einsatz für Menschenrechte und die Protestaktionen in seiner Heimat.
Unvollendet - und doch vollendet
Uraufgeführt am 25. April 1926 an der Mailänder Scala unter der Leitung von Arturo Toscanini, gibt es die Fassung von Franco Alfano, der ein Finale aus Kompositionsskizzen von Puccini zusammengestellt hat oder die Oper endet – wie in Rom – mit dem letzten von Puccini komponierten Ton. Der Film endet mit der Premiere, die an einem historischen Tag stattfand, am 22. Februar 2023, als der russische Angriff auf die Ukraine begann. Am Pult des Orchesters stand die ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv. Ai Weiwei faßt sein künstlerisches Credo im Film mit den Worten zusammen: "Die Kunst konkurriert immer mit der Realität. Aber sie wird immer das letzte Wort haben."
Ai Weiweis Turandot
Film von Maxim Derevianko
Mit Ai Weiwei, Michael Fabiano,
Chiang Ching, Oksana Lyniv u.v.a.
Kinostart: 16. Okt. 2025
Im Verleih von Rise And Shine Cinema.