Jean Sibelius Piano Transcriptions
hänssler CLASSIC 98.261
1 CD • 76min • 2006, 2007
30.08.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Von allen jungen und gerade noch als jung zu bezeichnenden Pianisten ist für mich der Finne Henri Sigfridsson seit seinem Sieg 1994 in Weimar eine der auffallendsten Erscheinungen geblieben. Es war der Franz Liszt-Wettbewerb der gleichnamigen Hochschule, den Sigfridsson vom ersten Takt an wie ein strahlendes Nordlicht durchlief, unangefochten in den Juroren-Bewertungen, bald verehrt vom stetig anwachsenden Publikum. Ein Jahr später gewann er den skandinavischen Wettbewerb The Nordisc Soloist, 2000 schließlich den Zweiten Preis im Zürcher Concours Géza Anda. Und 2005 gelang es ihm (gleichsam als Durchbruch ins internationale Rampenlicht), aus dem Bonner Beethoven-Wettbewerb als Sieger hervorzugehen.
Sigfridssons Studien führten ihn von seiner finnischen Heimatstadt Turku aus an die Sibelius-Akademie von Helsinki, wo er bei Erik Tawaststjerna studierte (dem Autor des hier beigefügten Einführungstextes!). 1995 ging Sigfridsson nach Köln zu Pavel Gililov; Studien bei Lazar Berman in Weimar erweiterten das Erfahrungsspektrum – nicht zuletzt (wie sich denken lässt) im Bereich der Liszt-Interpretation. Erst jüngst spielte Sigfridsson im Rahmen des Kammermusikfestes von Kuhmo (Finnland) die Don Juan-Fantasie und auch das von Liszt wesentlich gestaltete Hexameron.
Bei Henri Sigfridsson haben wir es also mit einem echten Virtuosen zu tun, aber zugleich mit einem einfühlsamen, toleranten, aber auch willenstarken Kammermusiker, dem die Literatur für Violine und Klavier, für Cello und Klavier gewissermaßen zur kostbaren Umgangssprache geworden ist. Verfolgt man indes sein solistisches Spiel, so wird deutlich, welche starken akustischen Duftmarken dieser Musiker in die Welt zu setzen vermag. Sein im piano weicher, sorgfältig wattierter, dabei stets auf sprachmusikalische Mitteilung fokussierter Anschlag, seine Begeisterungsfähigkeit in Anbetracht großer technischer Aufgabenstellungen, sein gesundes forte – dies alles prädestiniert ihn zum Gestalter der monumentalen Klavierkonzerte etwa von Rachmaninoff, dessen Konzerte Nr. 2 und 3 für Hänssler bereits eingespielt worden sind.
Natürlich fühlt sich Sigfridsson im Bereich der skandinavischen Musik zu Hause – und so erscheint es nur folgerichtig, wenn er sein Hänssler-Debüt mit Werken seines Landsmannes Jean Sibelius absolviert. Er konzentriert sich dabei nicht auf eine Auswahl aus dem halbwegs bekannten Solo-Repertoire (etwa mit den Sonatinen op. 67 oder mit den Kylikki-Stücken op. 41), sondern riskiert ein Programm mit Originaltranskriptionen, von denen einige als so gut wie neu für den internationalen Katalog gelten dürfen. Sieht man von ganz wenigen etwas schwächeren Einzelstücken aus den Schauspielmusik-Zusammenstellungen ab, so handelt es sich um lyrische, dramatische, auch tänzerisch-konservative Klavierjuwelen von ähnlicher Intensität wie beispielsweise Prokofieffs Übertragungen seiner Romeo und Julia-Ballettinventionen.
Packend, ungemein anschaulich in der Charakterisierung des Dunklen, des Bedrohlichen, mit langem Atem für die Weiten seines Landes – so streift Sigfridsson durch Karelien, weckt er mit den düsteren Finlandia-Schlägen nationale, bzw. fernwehmütige Höreremotionen. Allein schon der fünfeinhalb Minuten seliger, lächelnd-tränenreicher Valse triste-Empfindsamkeit wegen lohnt es sich, diese Aufnahme zu ordern!
Vergleichsaufnahmen: Valse triste: Sigfridsson (Aperto 46828); Valse triste, Finlandia: Heinonen (Finlandia 8573-80776-2).
Peter Cossé † [30.08.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean Sibelius | ||
1 | Pelléas et Mélisande op. 46 | 00:24:13 |
9 | King Kristian II op. 27 | 00:11:09 |
13 | Belsazar's Feast op. 51 (Belsazars Fest, 1906) | 00:11:42 |
17 | Valse triste op. 44 No. 1 | 00:05:24 |
18 | Karelia-Suite op. 11 for Orchestra | 00:15:48 |
21 | Finlandia op. 26 No. 7 | 00:07:47 |
Interpreten der Einspielung
- Henri Sigfridsson (Klavier)