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Besprechung CD

Das Lied

Orchester der Kulturen & Adrian Werum

Orchester der Kulturen 0661706893831

1 CD • 52min • [P] 2025

30.07.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

„Das Deutsche Kunstlied ist eine sehr fragile Kunstform“ heißt es im Geleitwort zu dieser CD-Veröffentlichung, die populäre Lieder aus Klassik und Romantik in neuen Orchesterarrangements unter Einsatz ethnischer Instrumente präsentiert. Möglicherweise hat man sich von dem Clash der Kulturen eine neue Sichtweise auf vertraute Texte und Musiken versprochen, vielleicht sogar die Hoffnung gehegt, dass aus der Konfrontation etwas vereinigend Neues entstehen würde. Diese Hoffnung wird auch der gutwillige Hörer schon nach dem ersten Titel (Ich grolle nicht) aufgeben müssen, in dem der senegalesische Jazz-Musiker Kandara Diabaté mit kreischenden Tönen die Romantik Heines und Schumanns und den klassischen Gesang von Andreas Post konterkariert. Da bleibt von der beschworenen „Fragilität“ nicht mehr viel übrig. Aus dem Clash wird ein bewusst provozierter Crash.

Austreibung der Stille

Das könnte man als Kunstabsicht durchaus noch diskutieren. Problematischer erscheinen mir die doch eher kommerziellen Orchesterarrangements von Adrian Werum, in denen die Lieder von Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Liszt und Strauss entweder monströs verkitscht (besonders bei Liszt) oder in musikalischem Lärm erschlagen werden, der ihnen Geist und Seele austreibt. Schuberts Leise flehen meine Lieder wird mit martialischen Tutti-Schlägen eingeleitet, die eines Dies irae würdig wären, und die Stille von Eichendorffs und Schumanns Mondnacht wird ebenso wenig respektiert geschweige denn musikalisch umgesetzt. Im Falle von Hermann Hesses (misslungenem) Gedicht Im Nebel wurde Werum selbst als Komponist aktiv und verpasste dem streckenweise unfreiwillig komischen Text („Kein Baum sieht den andern“) einen pathetisch aufgedunsenen Sound. Der Sänger muss seine Einsamkeit, um die es hier ja geht, laut in die vernebelte Landschaft brüllen.

Schwerer Stand für die Sänger

Das Orchester der Kulturen ist eine in mehrfacher Hinsicht schlagkräftige Truppe, der ich – wie auch dem Sänger Kandara Diebaté – im Bereich der U-Musik durchaus verdiente Erfolge zutraue, hier hat mich ihr Einsatz nicht überzeugt, was mehr am Arrangeur als an den Musikern liegen mag. Die klassisch ausgebildeten Sänger, die sich gegen den Orchester-Tsunami behaupten müssen, sind nicht zu beneiden. Am besten können die Sopranistin Julia Sophie Wagner und der Bariton Daniel Ochoa in diesem Rahmen ihre Eigenart bewahren.

Ekkehard Pluta [30.07.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Ich grolle nicht op. 48 Nr. 7 (aus: Dichterliebe) 00:03:09
Franz Liszt
2Ihr Glocken von Marling S 328 00:02:38
3Über allen Gipfeln ist Ruh' S 306 00:05:18
Ludwig van Beethoven
4Ich liebe dich, so wie du mich WoO 123 00:02:40
Adrian Werum
5Im Nebel 00:05:47
Franz Schubert
6Ständchen D 957 Nr. 4 (Leise flehen meine Lieder) 00:06:00
Robert Schumann
7Mondnacht op. 39 Nr. 5 00:04:43
Franz Liszt/Adrian Werum
8O lieb, so lang du lieben kannst 00:04:57
Richard Strauss
9Morgen! op. 27 Nr. 4 00:03:47
Adrian Werum
10The Road not taken 00:04:17
Johannes Brahms
11Wiegenlied op. 49 Nr. 4 (aus: Des Knaben Wunderhorn) 00:03:48
Franz Liszt
12Liebestraum (Ich weiß zu wenig, wie ich meine Liebe erhalten kann zu Dir) 00:05:05

Interpreten der Einspielung

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