harmonia mundi HMC 801867
1 CD • 70min • 2005
13.10.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Dvoraks Cellokonzert gehört zu den meiststrapazierten Werken der gesamten Konzertliteratur. Natürlich sei es keinem ambitionierten Cellisten benommen, seine Kräfte an diesem Meisterwerk zu messen, doch drängt sich angesichts der großen Zahl von vorliegenden hochkarätigen Einspielungen gelegentlich die Frage auf, wie sinnvoll die von großen und kleinen Plattenfirmen unermüdlich betriebene Fortsetzung der Liste eigentlich ist.
Derartige Überlegungen werden beim Anhören der neuen harmonia Mundi-Veröffentlichung augenblicklich gegenstandslos. Von den ersten Takten an spürt man, dass es sich hier nicht um ein routiniertes Gelegenheitsprodukt in der Nachfolge irgendwelcher Klischees handelt, sondern um eine eigenständige, verantwortungsbewusste Auseinandersetzung mit einer unglaublich reichen Partitur. Dvoraks Cellokonzert ist ausgesprochen sinfonisch angelegt, und in dieser Neueinspielung wird die ungemein sorgfältige, sensible Ausgestaltung des Orchesterparts bestimmend für das ganze Werk. Jiri Belohlavek lässt das relativ schlank besetzte Orchester wundervoll phrasieren, handhabt das Tempo mit immer organisch wirkender Flexibilität und differenziert den Klang aufs Feinste. Traumhaft schöne Details gehen auf in einer beglückend stimmigen Gesamtschau. Die Zeiten, in denen man sich bei Dvorak einseitig auf böhmisches Musikantentum verlassen konnte, sind eindeutig vorbei. Der Cellist Jean-Guihen Queyras fügt sich vortrefflich in dieses Konzept. Gleichermaßen souverän und unaufdringlich führt er das Wort, kennt den Stellenwert jeder Einzelheit und erliegt nie den Versuchungen instrumentalen Auftrumpfens und effektvoller Selbstdarstellung. Seine immensen technischen Fähigkeiten weiß er zu jeder Zeit in den Dienst des Ganzen zu stellen – sei es im Zusammenwirken mit dem Orchester oder im Verein mit seinen exzellenten Kammermusikpartnern, der Geigerin Isabelle Faust und dem Pianisten Alexander Melnikov, im berühmten Dumky-Trio.
Mit der bewussten Koppelung von Orchester- und Kammermusik beschreitet die Produktion einen ungewöhnlichen Weg, der reizvolle Perspektiven eröffnet. Das Klangbild ist in beiden Fällen von bestechender Natürlichkeit, Präsenz und Ausgewogenheit, wie man es heute selten findet. Die ansprechende Präsentation unterstreicht den Qualitätsanspruch dieser hervorragenden Veröffentlichung.
Sixtus König † † [13.10.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Antonín Dvořák | ||
1 | Konzert h-Moll op. 104 für Violoncello und Orchester | |
2 | Klaviertrio Nr. 4 e-Moll op. 90 (Dumky) |
Interpreten der Einspielung
- Jean-Guihen Queyras (Violoncello)
- The Prague Philharmonia (Orchester)
- Jirí Bélohlávek (Dirigent)