Barocking Together
BIS CD 1689
1 CD • 68min • 2006, 2007
15.10.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Was man auch immer unter dem CD-Titel „Barocking Together“ verstehen mag: Mit dem „Together“ hapert es doch merklich – zumindest was die Dialogfähigkeit der Interpreten angeht. Das verwundert, denn der Cembalist Terence Charlston und der Gambist Charles Medlam erweisen sich im Verlauf der Einspielung barocker Flötensonaten von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann, die zum Teil in ihrer Echtheit angezweifelt werden, als Kenner und Spezialisten Alter Musik und ihrer Aufführungspraxis. Und von der weltweit gefeierten Flötistin Sharon Bezaly, deren Karriere der FAZ schon mal ein Vergleich mit Horowitz oder Oistrach wert ist, kann man mehr erwarten, als eine unaufdringliche, streckenweise aber biedere, dann wieder fast ein wenig aufgesetzt wirkende, also im Endergebnis leider unbefriedigende Bach-, Händel- und Telemann-Lesart.
Besonders die vier Bach-Sonaten – Es-Dur BWV 1031 und A-Dur BWV 1032 für Flöte und obligates Cembalo sowie e-Moll BWV 1034 und E-Dur BWV 1035 für Flöte und Basso continuo – hinterlassen auch nach mehrmaligem Hören den Eindruck, als fände Sharon Bezaly keinen rechten Zugang zum Barock-Repertoire. Während der Cembalist Terence Charlston seinen Part in den beiden dreisätzigen Sonaten Es-Dur BWV 1031 und A-Dur BWV 1032 sehr eloquent ausgestaltet, ist Sharon Bezalys Spiel auf ihrer 24-karätigen Goldflöte eher bemüht zu nennen. Unterbelichtet bleibt das Kommunizieren zwischen Flöte und Cembalo innerhalb der imitatorischen Oberstimmenführungen der jeweiligen Ecksätze. Erstaunlicherweise findet Sharon Bezaly in den langsamen Binnensätzen auch nicht zu überzeugenden Phrasierungen und zu den sie sonst auszeichnenden lyrischen Qualitäten – etwa im Siciliano der Es-Dur-Sonate BWV 1031. Bisweilen matt und dynamisch eingegrenzt klingt ihr Ton ebenfalls in den viersätzigen Sonaten e-Moll BWV 1034 und E-Dur BWV 1035 für Flöte und Basso continuo. Auch scheint sie Details, beispielsweise die Ausführung mancher Verzierungen betreffend, nur wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Als eine kleine Enttäuschung muss man schließlich ihre Artikulation bezeichnen, die man von ihren Mozart-Einspielungen und denen zeitgenössischen Repertoires weitaus differenzierter kennt. Und während die Continuo-Gruppe mit Terence Charlston (Cembalo) und Charles Medlam (Gambe) in beiden Sonaten temperamentvoll und sehr beweglich agiert, kann bei Sharon Bezalys mitunter statischem Spiel allenfalls von einem Suchen nach einem sprechenden Ausdruck die Rede sein. Dass die Flötistin über höchst beeindruckende technische Fertigkeiten verfügt, beweist sie ein ums andere Mal, so auch im Presto von Händels Sonate h-Moll HWV 367b oder im Vivace-Kopfsatz der anmutig-melodiösen F-Dur-Sonate TWV 41:F4 von Georg Philipp Telemann. Der Großteil ihres Barock-Ausflugs klingt für mich jedoch uninspiriert. Bezalys sonst so organisches und kontrastreiches Spiel, ihre Eleganz sowie ihren wundervoll aufblühenden, oft als Zauberklang gepriesenen Ton – all das sucht man in ihren Bach-, Händel- und Telemann-Annäherungen nahezu vergebens.
Christof Jetzschke [15.10.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Friedrich Händel | ||
1 | Sonata h-Moll HWV 376b für Flöte und Basso continuo (Händel zugeschrieben) | 00:14:01 |
Johann Sebastian Bach | ||
8 | Sonate e-Moll BWV 1034 für Flöte und Basso continuo | 00:13:02 |
12 | Sonate A-Dur BWV 1032 für Flöte und Cembalo | 00:12:13 |
15 | Sonate E-Dur BWV 1035 für Flöte, Basso continuo und Cembalo | 00:11:17 |
19 | Sonate Es-Dur BWV 1031 für Flöte und Basso continuo | 00:10:19 |
Georg Philipp Telemann | ||
22 | Sonata F-Dur TWV 41:F2 für Flöte und Continuo | 00:05:23 |
Interpreten der Einspielung
- Sharon Bezaly (Flöte)
- Terence Charlston (Cembalo)
- Charles Medlam (Basse de viole)